Überwältigung oder Langeweile? Cineastisches Sodbrennen nach CAPTAIN AMERICA: CIVIL WAR

Marvel's Captain America: Civil War / Chris Evans als Captain America/Steve Rogers / Photo Credit: Zade Rosenthal Chris Evans in „Marvel’s Captain America: Civil War“ / Photo Credit: Zade Rosenthal


Folge 853
Die Üblichen Verdächtigen im halben Dutzend direkt nach dem Kino mit ihrem ersten Eindruck von CAPTAIN AMERICA: CIVIL WAR
Länge: 12:56


Es geht ja schon mal damit los, dass es sich gar nicht um einen Captain America-Film handelt, sondern im Grunde um einen „Avengers 3“ ohne Thor und Hulk. Zumindest gibt es soviel Storylines und Action zusätzlich zu Steve und Bucky, dass die eigentliche Geschichte sich vor dem bunten, zappelnden Hintergrund aufzulösen droht. Es ist die cineastische Entsprechung von „Wall of Sound“: Viel hilft viel, es geht um Lautstärke und Überwältigung und am Ende weiß man nicht mehr, welche Instrumente eigentlich dabei waren. Ein Overkill, finden Tom und Peter, und ja – das ist die Gefahr, die dem SF-Superhelden-Fantasy-Spektakelkino der Gegenwart droht: Dass dem Zuschauer soviel in den Rachen gestopft wird, dass er cineatisches Sodbrennen bekommt. Der Kopf ist leer, sagt Dominik nach dem Film und inmitten der nicht enden wollenden Action macht sich bei Peter sogar Langeweile breit. Da hilft nur noch „Stalker“ schauen als Weißabgleich. Oder Nippon Connection.

Am Mikrofon direkt nach dem Film: Tom, Harald, Thomas, Peter, Dominik und Joshua. Hier unsere Podcasts zum ersten Captain America und zum zweiten Captain America (Winter Soldier).

Text und Podcast stehen unter der Creative Commons-Lizenz BY-NC-ND 4.0
Quelle: SchönerDenken (Direkter Download der Episode über rechte Maustaste) 

The First Avenger: Civil War (Captain America: Civil War)
USA 2016, 148 Min., Regie: Anthony Russo / Joe Russo

Andere Menschen, andere Meinungen

Flynn (cellurizon) hatte großen Spaß: „“Captain America: Civil War“ ist awesome und macht richtig Spaß. Die Russo-Brüder merzen jede Spur von Superhero Fatigue aus, knüpfen gekonnt an den geerdeteren Verschwörungs- und Polit-Thrill des Cap-Vorgängers „The Winter Soldier“ und an den Bombast-Level des kompromissgeschädigten „Age of Ultron“ an.“

Schützenhilfe auch von Stefan Rackow (mannbeisstfilm.de): „Das ist überraschend harter Tobak für einen Superhelden-Film, doch es ist ein fraglos guter Stoff, von dem hier fast 2 ½ Stunden gezehrt wird. Herauskommt in jedem Fall der gelungene Avengers-Film, der „Age of Ultron“ immer sein wollte: Ein gleichberechtigter Schlagabtausch, in dem auf offensichtliche Alibi-Auftritte weitgehend verzichtet wird und jeder einzelne Superheld mindestens einen großartigen Moment für sich beanspruchen darf. Auch wenn immer noch vordergründig Steve Rogers Geschichte fortgeführt wird.“

Bei „Film im Dialog“ ärgert man sich ein bisschen über die Austauschbarkeit der neu eingefügten Helden: „Diese Austauschbarkeit ermöglicht es zwar, dass so eine neue Figur in ein bereits bestehendes Ensemble eintreten kann. Jedoch bin ich alles andere denn begeistert, wenn ich daran denke, dass sowohl „Black Panther“ als auch „Spider-Man“ eigene Solo-Filme bekommen. Denn ehrlich gesagt, hat man dies schon so oft gesehen, dass diese Filme mittlerweile wirken, als würden sie im Autopilot gedreht.“

Masshalten im Masslosen? Björn Helbig (kino-zeit) lobt den Film dafür: „Obwohl noch niemals so viele Superhelden zusammen aufgetreten beziehungsweise gegeneinander angetreten sind, benötigen die Regisseure keine gigantischen Superflugzeuge oder emporsteigenden Landmassen, um die Größe dieses Ereignisses deutlich zu machen, sondern nur einen zweitklassigen Flughafen, zwei Hände voll Superhelden und einen nachvollziehbaren Konflikt.“

Unbestreitbar geht es in allen Filmen um Männerbilder und Sophie Rieger (filmosophie) ist genau die Richtige, um einen genauen Blick darauf zuwerfen: „Hinter dem Topos des Superhelden steht nämlich auch ein Männlichkeitsbild und -verständnis, das (vermeintliche) Überlegenheit untrennbar mit einer als schmerzlich belastend empfundenen Verantwortlichkeit verbindet. Es gehört tatsächlich zu den größten Aufgaben der heutigen Männergeneration, sich nicht nur vom Gefühl der Überlegenheit zu lösen, sondern auch die Mission abzulegen, immer auf alles und jeden aufpassen zu müssen.“

Podcast-Tipps


Statt Trailer die Analyse von Nerdkultur, die deutlich positiver ausfällt als unsere 🙂


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