BORDER: „An Dir ist nichts falsch“

Eva Melander in BORDER @ capelight

Folge 1070
Johanna und Thomas spoilern alle Überraschungen in Ali Abbasis wunderbarem Film BORDER
Länge: 24:14


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Tina hat einen unglaublich guten Geruchssinn: Sie erspürt damit als Zollbeamtin Schmuggelware und kann sogar Gefühle riechen. Sie erinnert mit ihren vorgewölbten Stirnwülsten an eine Neandertalerin und gilt als missgebildet – kann keine Kinder bekommen. Als sie einen Mann trifft, der ebenso ist wie sie, fängt sie an, ihre Identität zu verstehen und beginnt einen Prozess der Selbstentdeckung und Emanzipation. Dieses Sozial- und Psychodrama ist darüber hinaus ein Nordic-Noir-Krimi und ACHTUNG SPOILER ein Fantasyfilm, ein wirklich subtiler Genre-Bastard.

Der dänisch-iranische Regisseur Ali Abbasi erzählt hier vom Gefühl, nicht Teil der Gesellschaft zu sein, von der Emanzipation in ihrem Geschlecht und als Minderheit, von den Sünden der dominierenden Kultur, von kulturübergreifenden Werten, von Machtverhältnissen und von Lust. Geschickt kombiniert er dabei skandinavische Mythen, Sozialkritik und realistische Optik zu einer ganz eigenen Art von magischem Realismus. Dazu trägt in großem Maß auch die verblüffend perfekte (und Oscar-nominierte) Arbeit der Maskenbildner*innen für Tina (Eva Melander) bei.

Im Podcast – direkt nach dem Film – spoilern Johanna und Thomas in ihrem ersten Eindruck ausnahmsweise so ziemlich jede Wendung und Pointe, diskutieren über nordische Mythologie, Wechselbälger, Assimilation, Zugehörigkeit, Menschlichkeit, Schönheitsempfinden, Charles Bronson, Werte, Gewitter, Schwänzchen, rauhe Romantik und Sex in der Natur.


Text und Podcast stehen unter der Creative Commons-Lizenz BY-NC-ND 4.0
Quelle: SchönerDenken (Direkter Download der Episode über rechte Maustaste) 


Border (Gräns)
Schweden 2018, 110 Min., Regie: Ali Abbasi
Nach einer Kurzgeschichte von  John Ajvide Lindqvist (bekannt durch „Let the Right One In“)
Der Film ist als Bluray und DVD erhältlich bei capelight


Andere Meinung

„Border vermag es, dass man mit großer Leidenschaft und Empathie einem Wesen auf seinem Weg folgt, von dem man sonst am ehesten gerne den Blick abgewendet hätte. Und so erweist sich der Titel des Filmes als überaus treffend, nicht nur, was den Arbeitsplatz seiner Protagonistin betrifft. Border reißt die eigenen Grenzen im Kopf und die Beschränktheit der eigenen Vorurteile mit Leichtigkeit nieder – und vermittelt die Freude über einen Blick in die Welt, der ohne diese Grenzen auskommt.“
Joachim Kurz für kino-zeit