Kinoshitas MORNING FOR THE OSONE FAMILY (Osone-ke no asa) feat. Schneeland

Folge 1102
Micha und Thomas feiern den Aufstand der Frauen in Kinoshitas MORNING FOR THE OSONE FAMILY
Länge: 54:17


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Japan 1946. Der Krieg ist vorbei. Der Filmemacher Keisuke Kinoshita kann jetzt einen Film machen, frei von japanischer Regierungspropaganda – aber nicht ganz frei von der US-amerikanischen Propaganda, wenn auch nur für eine Minute, wie sich herausstellt. MORNING FOR THE OSONE FAMILY erzählt die Geschichte einer liberalen, westlich-orientierten, gebildeten Familie, die in den Kriegsjahren mit pazifistischen Überzeugungen aneckt. Einer der Brüder ist Journalist und geht ins Gefängnis, die anderen Brüder werden eingezogen, der jüngste meldet sich freiwillig. Als nur noch die Witwe und die Tochter des Hausherrn übrig geblieben sind, kommt der Schwager – ein Oberst aus der Etappe und setzt sich wie ein Parasit in das Haus der Familie Osone. Nach der Kapitulation wird aus dem Kriegstreiber ein Krieggewinnler – als er für den Schwarzmarkt Militärvorräte stiehlt und hortet, wehren sich die Frauen …

Dieser Film ist erhältlich als Teil der Box „Kinoshita and World War II“, Eclipse Series 41 from the Criterion Collection

Wieder nimmt Kinoshita die Frauen in den Fokus. Lange erdulden sie ihr Schicksal, auch die Tochter, deren Liebesheirat nicht stattfinden kann, weil sie als Bruder eines politischen Dissidenten nicht mehr standesgemäß ist. In der Podcastepisode beobachten Micha und Thomas wieder, wie der „Kamera-Regisseur“ Kinoshita seine Frames und Perspektiven setzt und sich ganz auf das Haus als Handlungsort konzentriert. Einer der Höhepunkte im Film ist der Aufstand der Frauen mit einer großartige Rede der Mutter, die dem Kriegsgewinnler die Leviten liest. Um den Bösen als solchen vorzuführen, lässt Kinoshita ihn vor der Kamera sein mehr als üppiges Mahl verschlingen, während draußen die Menschen hungern. Die Frauen der Osone-Familie behalten ihre Würde und ihre Ehre und lehnen das unehrenhafte Essen ab. Das „amerikanische Ende“ ist ebenfalls Thema. MORNING FOR THE OSONE FAMILY ist der fünfte Film von Keisuke Kinoshita – Micha und Thomas haben sich vorgenommen, alle seine Filme in einer privaten Retrospektive zu sehen.


00:00 Begrüßung
01:00 Die Handlung
04:00 Frauen im Fokus
07:00 Das Haus
10:00 Der Krieg
13:00 Die Kamera
17:00 Romanze gibt Hoffnung
21:00 Aufstand der Frauen
29:00 Rückblick auf ARMY
33:30 Böse Menschen essen
39:00 Ideologie und Individuum
40:00 Das Ende kommt hoppladihopp
45:00 Rezeption
49:00 Keine Kriegsfilmsfaszination
50:00 Der begrenzte Raum


Die Keisuke-Kinoshita-Reihe ist nach dem Start bei SchönerDenken ein eigener Podcast geworden! Alle 14 Tage erscheint eine neue Folge unter keisuke-kinoshita.de.


Über unseren Gast

Michael Schleeh war renommierter Kenner der asiatischen Filmkultur und Literatur, (wir empfehlen seinen wunderbaren Blog Schneeland) und ein besonders lieber Gast von SchönerDenken. Hier alle Episoden von SchönerDenken, bei denen Michael zu Gast war – viele gemeinsame Episoden haben wir auf dem japanischen Filmfestival Nippon Connection in Frankfurt am Main aufgenommen.


Text und Podcast stehen unter der Creative Commons-Lizenz BY-NC-ND 4.0
Quelle: SchönerDenken (Direkter Download der Episode über rechte Maustaste)
Musik von Johannes Klan

Morning for the Osone Family (Osone-ke no asa)
Japan 1946, 81 Min., Regie: Keisuke Kinoshita


Trailer


Andere Meinungen

„Made immediately after the war, Morning for the Osone Family is filled with the bitterness and anger of disillusionment. Coloured by the knowledge of Japan’s impending defeat, the events can’t help but take on a portentous air and it’s pretty obvious the Osone family will never be able to return to that final Christmas in 1943 before everything was taken away from them. The obnoxious Uncle Issei becomes a metaphor for Japanese fascism as a whole with his heartless militarism and personal corruption. During one telling episode, Yuko remarks that the more they simply obey him the worse he’ll get and that they should stand up to him every now and then.“
Hayley Scanlon in Windows on Worlds