THE RAIN PEOPLE: Flucht vor der Fremdbestimmung

Shirley Knight in Francis Ford Coppolas THE RAIN PEOPLE 1968

Shirley Knight in Francis Ford Coppolas THE RAIN PEOPLE © 1969 Warner Bros, Seven Arts

Natalie, eine verheiratete Frau, bricht aus ihrer Ehe und aus ihrem Leben aus, sie erträgt die Enge und die verlorene Selbstbestimmung nicht mehr. Sie setzt sich ans Steuer und fährt quer durch die Vereinigten Staaten. Auf ihrem Trip liest sie „Killer“ auf, einen jungen Mann, dessen strahlende Footballkarriere nach einer schweren Kopfverletzung zuende ist. Killer ist beeinträchtigt und versteht im wahrsten Sinne des Wortes die Welt nicht mehr. Natalie will die gesellschaftlichen Normen nicht mehr akzeptieren, Killer kann die gesellschaftlichen Normen nicht mehr erkennen. Auf ihrem Weg durch die ungeschönte Realität der USA fragt sich Natalie, ob sie die Verantwortung für Killer übernehmen will. Als sie einen Polizisten kennenlernt, eskaliert die Situation.

THE RAIN PEOPLE von 1969 gehört zu Coppolas unbekannteren Werken. Als Road-Movie wurde der Film mit kleinem Budget und kleiner Crew auf der Fahrt durch die USA zum Teil improvisiert. Das Spiel von Shirley Knight und James Caan (und später auch Robert Duvall) ist sehr intensiv, Coppola findet für die Konflikte der Protagonisten starke Bilder: Wenn Killer im Hotelzimmer alle Befehle von Natalie befolgt und damit die gesellschaftlichen Konventionen auf den Kopf gestellt werden, wenn beide durch eine Parade stolpern, wenn Killer auf Tiere in Käfigen stößt oder bereits ganz am Anfang, wenn Natalie angewidert sich vom Arm ihres schlafenden Mannes löst und sich aus dem Schlafzimmer schleicht. Den Ehemann lässt Coppola nicht vor die Kamera. Auch wenn Natalie später mit ihrem Ehemann telefoniert, ist immer nur sie zu sehen. Denn das ist Natalies Geschichte, daran lässt Coppola keinen Zweifel.

Im Podcast direkt nach dem Film sprechen wir darüber, dass der Film mit seinen Themen Selbstbestimmung, Gleichberechtigung, Verhältnis der Geschlechter und Umgang mit beeinträchtigten Menschen sehr modern und relevant geblieben ist. Wir diskutieren über die beeindruckend inszenierten Flashbacks aus dem Leben der Protagonisten, über ein Amerika der Verlierer, das Filmende und die Bedeutung des Titels. Wir sind uns einig: sehr sehenswert. Am Mikrofon direkt nach dem Film: Birgit, Heidi, Katharina, Peter und Thomas. THE RAIN PEOPLE ist auf DVD in der Originalsprache erhältlich.


Folge 1240
Birgit, Heidi, Katharina, Peter und Thomas mit ihrem ersten Eindruck von THE RAIN PEOPLE
Länge: 12:33


Text und Podcast stehen unter der Creative Commons-Lizenz BY-NC-ND 4.0
Quelle: SchönerDenken
Bild: © 1969 Warner Bros, Seven Arts
Jingle-Musik von Johannes Klan


The Rain People
USA 1969, 102 Min., Buch und Regie: Francis Ford Coppola


Der Trailer