DIE LETZTE FAHRT DER DEMETER: Schiffbruch im Genre

Das Steuerrad der Demeter (c) 2023 Universal Pictures International

Das Steuerrad der Demeter © 2023 Universal Pictures International

Ich hatte mich sehr auf einen klassischen Grusel gefreut – der Teaser sah nach hochwertiger Produktion aus. Man konnte das Schlagen der Segel und das Knarzen der Schiffsdielen spüren. Ein Schiff, eine Crew, ein Monster, wie einst an Bord der Nostromo. Die Kulissen, das Schauspielensemble (Aisling Franciosi!), alles perfekt. Aber dramaturgisch schlingert der Film durch seine Laufzeit: In den ersten Minuten verschenkt er seine Pointe, in den letzten zehn Minuten erleidet der Film Schiffbruch – nach dem Schiffbruch. Dazwischen spult der Film brav seine erwartbaren Stationen ab, ohne in seinem Genre selbst zu überzeugen.

Der Film hätte als „elevated horror“ ein anspruchsvolles Kammerspiel werden können und die Geschichte erzählen können vom Kampf der Aufklärung und Wissenschaft gegen die schwarze Magie des Vampirismus. Oder er hätte einfach ein solider, einfallsreicher Genrefilm sein können, der die Zuschauer überrascht, erschreckt oder zumindest ordentlich gruselt. DIE LETZTE FAHRT DER DEMETER macht von beiden ein kleines bisschen und nichts davon richtig. Für das gleiche Geld hätte man einen sehr viel besseren Film machen können. Am Mikrofon direkt nach dem Kino: Kathrin, Hendrik, Tom und Thomas.


Folge 1239
Unser allererster Eindruck von DIE LETZTE FAHRT DER DEMETER direkt nach dem Kino
Länge: 13:24


Text und Podcast stehen unter der Creative Commons-Lizenz BY-NC-ND 4.0
Quelle: SchönerDenken
Bild: © 2023 Universal Pictures International
Musik: Johannes Klan


Die letzte Fahrt der Demeter
USA 2023, 119 Min., Regie: Andre Ovredal


Andere Meinung

„Ziemlich schnell steigt Dracula (Javier Botet, „Die Mumie“, 2017) aus seiner Kiste und beginnt damit, erst die Tiere unter Deck und dann auch die Crew zu dezimieren. Einen Spannungsaufbau gibt es so gut wie gar nicht, da Dracula – von der Besatzung als „Teufel“ bezeichnet – zügig gezeigt wird und uns die Crew nicht wichtig genug ist, um um sie zu bangen. Anders als beim als Vorbild dienenden „Alien“ verzichtet der Regisseur hier auf einen langsamen Aufbau, zeigt seinen Dracula ohne Ehrfurcht recht schnell in voller Gänze. Der hier gezeigte Vampir erinnert dabei von Gesicht und Kopfform stark an den von Max Schreck dargestellten Graf Orlok aus Friedrich Wilhelm Murnaus Klassiker „Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens“ (1922).“
Christoph Leo für Die Nacht der lebenden Texte

„Sicher huscht auch hier der Graf in den Ecken herum und sorgt für sporadische Jump Scares. Wahre Kino-Angst geht allerdings ganz anders und ein richtiger Spannungsborgen will sich erst recht nicht ausbilden. So verkommt diese Schreckensodyssee zur öden Horror-Butterfahrt. „Die letzte Fahrt der Demeter“ ist unterm Strich klischeegetränkter Stoff aus der Schock-Mottenkiste. 08/15-Ware at best.“
Bastian für filmfutter

„So sitzt man die 119 Minuten seltsam unbeteiligt und verwirrt im Kino, eben weil man sich nie ganz sicher ist, was dieser Film jetzt eigentlich von einem will. Was deshalb umso ärgerlicher ist, da der Film trotz überschaubarem Budget von 45 Millionen Dollar sehr hochwertig aussieht und die partiell aufblitzende Atmosphäre auf dem nebelverhangenen Schiff sich zumindest optisch durchgängig für besseres empfiehlt. Etwas unhandlich, um nicht zu sagen völlig misslungen, ist die Einbindung des Filmes in den restlichen Draculastoff.“
Fynn für Fluxkompensator


Trailer