THE SQUARE: Ist das Leben oder kann das weg?

The Square © 2017 Plattform/Alamode


Folge 943
Die Üblichen Verdächtigen direkt nach dem Kino mit dem ersten Eindruck von THE SQUARE
Länge: 14:13


In der bürgerlichen Welt ersetzen mitunter moralische Sprachregelungen moralisches Handeln, ein Betroffenheitshashtag ersetzt eine Diskussion über echte Konsequenzen. Diese moralischen Sprachregelungen werden mit political correctness gleichgesetzt (worüber man streiten könnte). Glaubt man den Kritikern geht es in der kurzweiligen Satire „The Square“ genau um diese Diskrepanz zwischen Sprechen, Handeln, Kunst und Realität. Der Film spielt in der Kunstwelt von Stockholm, im Mittelpunkt steht Museumskurator Christian, dessen PR-Strategen eine so provokative Werbekampagne starten, dass sie dem smarten und attraktiven Kurator zeitgenössischer Kunst nur so um die Ohren fliegt.

Im Podcast direkt nach dem Kinobesuch im Palatin diskutieren wir über den Akzent von Claes Bang, über die beeindruckende Elizabeth Moss, aber vor allem über die verschiedenen Versuchsanordnungen, denen Christian als Liebhaber, Vater, Ehemann, einflussreicher Kulturmanager, als ausgeraubtem Wohlhabenden und als Individuum ausgesetzt ist. Wie die meisten von uns versucht er erfolgreich zu sein, sich nicht zu blamieren, nicht schuld zu sein an den gesellschaftlichen Zuständen und er versucht, halbwegs anständig zu bleiben. Und wie die meisten von uns stellt er sich dabei dämlich an. Daneben stellt der Film klar, wie schnell Gewalt jede zivilisatorische Errungenschaft außer Kraft setzen kann. Am Ende: Macht es sich der Film zu leicht? Machen wir es uns zu leicht? Am Mikrofon diskutieren Johanna, Heidi, Katharina, Hendrik, Uwe und Thomas.


Text und Podcast stehen unter der Creative Commons-Lizenz BY-NC-ND 4.0
Quelle: SchönerDenken (Direkter Download der Episode über rechte Maustaste) 

The Square
SWE 2017, 142 Min., Buch/Regie: Ruben Östland


Andere Menschen, andere Meinungen

„The Square enthält so viele Sequenzen wie Herausforderungen an den Zuschauer. Mal stört ein Tourette-Kranker ein Interview, mal wird ein Performance-Künstler zunehmend übergriffiger gegenüber seinem Publikum. Immer bleibt am Ende die Frage: Wie hätte man richtig gehandelt? Die Antwort ist dabei in der Regel bemerkenswert offensichtlich, wenn die Figuren falsch agieren, werden sie vom Regisseur als lächerlich gezeigt oder anderweitig bestraft. Ein Kunstwerk, das es nur richtig oder falsch zu lösen gilt, ist keines. Gemeint ist bei Östlund mit diesen Szenen, was Philosoph Karl Popper das Paradoxon der Toleranz nannte: „Uneingeschränkte Toleranz führt mit Notwendigkeit zum Verschwinden der Toleranz. Denn wenn wir die uneingeschränkte Toleranz sogar auf die Intoleranten ausdehnen, wenn wir nicht bereit sind, eine tolerante Gesellschaftsordnung gegen die Angriffe der Intoleranz zu verteidigen, dann werden die Toleranten vernichtet werden und die Toleranz mit ihnen.“ Doch der tatsächliche Erkenntnisgewinn von einem Film wie The Square ist äußerst gering: Zu vorhersehbar, zu konstruiert, klinisch und mechanisch wirken die Selbsttests, die Östlund präsentiert. Sie sind aufgebaut wie Witze, deren Pointen man lange vorausahnt.“
„Die Quadratur der Blase“: Sehr kluge Einordnung von Lucas Barwenczik für kinozeit

„In den Museen passiert nichts mehr. Die alten Provokationen haben sich totgelaufen. Die zeitgenössische Kunst hat ihre Verbindung zu unserer Gegenwart verloren. Das gilt genauso für das Kino: Mein Film könnte auch in der Filmszene spielen. Es geht darum, dass wir uns selbst kritisieren und unsere Rollen hinterfragen. Sind wir noch ehrlich oder spielen wir nur eine Rolle?“
Regisseur Ruben Östlund im Interview mit Rüdiger Suchsland für filmdienst



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