VESPER: Überleben nach dem Ende der Welt

Raffiella Chapman in VESPER © 2022 PLAION PICTURES

Raffiella Chapman in VESPER © 2022 PLAION PICTURES


In der nahen Zukunft wird die Menschheit versuchen gegen ökologische Katastrophen synthetische Biologie einzusetzen – die biogenetischen Maßnahmen scheitern vollständig. Alle Tiere, fast alle essbaren Pflanzen werden ausgelöscht, stattdessen entstehen feindliche, giftige Pflanzen. Die wenigen verbliebenen Menschen kämpfen ums Überleben. Im Mittelpunkt des Films steht das Mädchen Vesper (Raffiella Chapman), sie versucht die biosynthetischen Veränderungen zu verstehen und versucht ihren todkranken Vater zu beschützen. Dabei hält sie Abstand zum grimmigen Anführer Jonas (Eddie Marsan) und verheimlicht vor ihm, dass sie ein Mädchen (Rosy McEwen) gefunden hat, das aus der Zitadelle kommt, wo Menschen über Technik und Wohlstand verfügen. Die Zitadelle tauscht mit den Menschen „draußen“ sterilisiertes Saatgut gegen Blutkonserven …

Der litauische Near-Future-Science-Fiction ist ebenso erschreckend realistisch in seiner Saatgut-Prognose wie in seiner Darstellung der menschlichen Gesellschaft nach dem Zusammenbruch der wirtschaftlichen und öffentlichen Ordnung: Über Technologie verfügende Gruppen werden sich isolieren von den Menschen, die den katastrophalen Lebensbedingungen ungeschützt ausgeliefert sein werden. Dabei beweist der Film einen enormen Erfindungsreichtum und beeindruckende Gestaltungskraft: Die neuen Pflanzen sind ebenso furchterregend wie wunderschön, sie leuchten, beißen, streicheln und saugen den Menschen das Blut aus. Noch schlimmer aber ist der Kampf der Menschen untereinander, der Verlust von Moral und Menschlichkeit. Dabei deutet der Film auch sexuelle Gewalt an. Direkt nach dem Kino (wir haben den Film OmeU im Palatin gesehen) sind Johanna und Thomas sehr beeindruckt und empfehlen dieses düsteren, meisterhaften Science-Fiction-Film aus Litauen.

Die schlechte Tonqualität bitten wir zu entschuldigen – wir waren ohne unsere übliche Ausrüstung unterwegs.


WICHTIG: Wir haben VESPER im Programmkino Capitol&Palatin in Mainz gesehen, sehr viele SchönerDenken-Episoden zu anspruchsvolleren Filmen sind vor diesem Programmkino aufgezeichnet worden. Dieses Kino ist die Grundlage der Kinokultur in Mainz: Das Programm ist hervorragend kuratiert – besondere Filme aus vielen unterschiedlichen Genres und Nationen, immer wieder auch in Originalsprache, dazu viele Veranstaltungen. Dem Programmkino Capitol&Palatin droht durch ein Gebäudekauf durch ein großes Immobilienunternehmen die Schließung. Mehr Informationen gibt es hier und hier. Eine Petition zum Erhalt dieses wichtigen Kinos gibt es hier. Bitte unterstützen!


Text und Podcast stehen unter der Creative Commons-Lizenz BY-NC-ND 4.0
Quelle: SchönerDenken
Bild: Filmszene aus VESPER 2022 PLAION PICTURES
Musik von Johannes Klan


Vesper
Litauen 2022, 114 Min., Regie: Kristina Buozyte und Bruno Samper


Folge 1160
Johanna und Thomas mit ihrem ersten Eindruck von VESPER
Länge: 13:44


Download der Episode auch über den Feed


Trailer