ETERNALS: Die Götter sind unter uns

Eine beeindruckende Karriere: Bereits Chloe Zhaos zweiter Film (THE RIDER) ist ein Meisterwerk, mit dem dritten Film (NOMADLAND) ist sie für vier Oscars nominiert und holt die Oscars für den besten Film und die beste Regie. Mit dem vierten Film setzt sie einen Multimillionendollarfilm für das vielleicht erfolgreichste Filmfranchise aller Zeiten um. Aber ist ETERNALS ebenfalls ein großartiger Film?

Wir alle mussten uns erst einmal mit dem Marvel-untypischen, langsamen Erzählen synchronisieren – es dauert etwas, bis man im Film ankommt. Die Bilder, die Landschaften, die langen, schönen Einstellungen, da zeigt sich Chloe Zhaos Handschrift. Vielleicht auch im ausgezeichneten und sehr diversen Cast, für ein ungewöhnliches Heldenensemble, das sowohl einen homosexuellen Superhelden als auch eine taubstumme Superheldin umfasst – und davon mit angenehmer Selbstverständlichkeit erzählt.

Im Mittelpunkt steht Sersi (charismatisch: Gemma Chan), nicht die mächtigste Heldin, aber mit ihr können die Zuschauer am intensivsten mitfühlen. Sie hat ihr Herz für die Menschen geöffnet – und für ihren Eternal-Kollegen Iskari (Richard Madden). Die Eternals sind seit 7000 Jahren auf der Erde und wie ihre namensähnlichen Götter haben sie einerseits menschliche Gefühle und Schwächen und sind andererseits frei vom Empfinden der langen Zeit, die sie leben (was bei Peter Punktabzug gibt). Geschickt wurden sie vom gottgleichen sechsäugigen (!) Celestial Arishem – alles bewegt sich also auf gaanz großer Bühne.

ETERNALS ist kein ganz großer Film, viele werden sich sogar langweilen. Aber Zhao gelingt es, den marveltypischen Humor in eine Göttersage zu integrieren, in der es um menschliche Schwächen wie Eifersucht und Erwachsenwerden geht. Dabei werden harte moralische Fragen verhandelt: Welche Verantwortung trage ich mit meiner Macht? Lassen sich Leben gegeneinander aufwiegen? Gleichzeitig ist es auf einer anderen Ebene einfach Märchenonkelfantasy mit schmissiger Musik, eine merkwürdige aber nicht misslungene Mischung. Im Podcast direkt nach dem Kino am Mikrofon: Johanna, Gabriele, Peter, Tom und Thomas.


Folge 1128
Johanna, Gabriele, Peter, Tom und Thomas mit ihrem ersten Eindruck von ETERNALS


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Kleine Übersicht der Namensbezüge

  • Ajak = der Name erinnert an den tragischen griechischen Helden Ajax aus dem Drama von Sophokles.
  • Gilgamesh = Gilgamesch ist die wichtigste sumerische Göttergestalt, er tötet wie sein Namensvetter einen riesigen Stier.
  • Ikaris = Ikarus, berühmte griechische Sagengestalt: Ikarus flog mit Flügeln, die mit Wachs zusammengehalten wurden. Mit Ikaris verbindet ihn die Fähigkeit des Fliegens.
  • Makkari = bezieht sich auf Makaria, die Tochter des griechischen Gottes der Unterwelt, Hades.
  • Phastos = der Technik-Eternal Phastos ist verknüpft mit dem olympischen Gott der Schmiedekunst, Hephaistos.
  • Sersi = Die Zauberin Kirke aus der griechischen Mythologie. Mit ihr verbindet sie Fähigkeit Dinge zu verwandeln.
  • Thena = Die kämpferische Eternal Thena entspricht der griechischen Göttin der Kriegskunst, Athene.
  • Tiamut = Der neue Celestial verweist auf die babylonische Meeresgöttin Tiamat, aus deren Leiche Himmel und Erde geschaffen wurde.

Text und Podcast stehen unter der Creative Commons-Lizenz BY-NC-ND 4.0
Quelle: SchönerDenken (Direkter Download der Episode über rechte Maustaste)
Musik von Johannes Klan

Eternals
USA 2021, 157 Min., Regie/Drehbuch: Chloé Zhao


Trailer