SchönerDenken ist Teil des Keisuke-Kinoshita-Podcasts. Keisuke Kinoshita stand 2023 im Mittelpunkt der Retrospektive des diesjährigen Japanischen Filmfestival Nippon Connection 2023 in Frankfurt. Thomas hat die Gelegenheit genutzt und hat sich am 10. Juni THE SNOW FLURRY (1959) angeschaut. Zu Gast im Podcast ist Hendrik – direkt nach der Vorführung im Filmmuseum sitzen die beiden am Mainufer und sprechen über den Film.
SNOW FLURRY ist eine tragische Liebesgeschichte in Zeitsprüngen: Der Liebesselbstmord eines verliebten Paares ist die Reaktion auf die unerbittliche Familientradition der Familie Nagura, die diese Liebe strikt verbietet. Die schwangere Haruko (Keiko Kishi) überlebt und wird als ungeliebte Schwiegertochter aufgenommen, Haruko und Sohn Suteo (Yusuke Kawazu) bleiben aber verachtete Ausgestoßene. Für Hendrik ist es der erste Kinoshita-Film und er ist überrascht von der modernen Erzählweise.
Tatsächlich fühlt sich der Film besonders zu Beginn sehr modern an – harte, polternde Schnitte springen zwischen den Zeitebenen: gleicher Ort, gleiche Kameraperspektive, aber unterschiedliche Menschen in unterschiedlicher Zeit. Eigentlich ein Bruch mit einer filmischen Konvention – und spiegelt den Bruch mit der sehr strengen Familientradition. Die Familie war ehemals reich und bedeutend, im Niedergang ist der Kampf um das Ansehen toxisch – der Vater (Yasushi Nagata) geht wortwörtlich über Leichen.
Keisuke Kinoshita bezieht klar Stellung gegen dieses System, in dem er den Widerstand zeigt, zum Beispiel wenn der Hausdiener (Chishu Ryu) kündigt, als jede Grenze des Anstands vom Familienoberhaupt überschritten wird. Am Ende zeigt sich für die Haruko und ihren Sohn Suteo: Es gibt einen Ausweg aus dieser gnadenlosen Realität. Auch SNOW FLURRY zeigt wieder Kinoshitas Stärke: Menschen und ihre Schicksale uns sehr nahe zu bringen.
- Eine lesenswerte Besprechung von Hayley Scanlon auf Windows on Worlds.
- Michaels sehr empfehlenswerten Blog Schneeland findet Ihr hier.
- Den Filmpodcast SchönerDenken findet Ihr hier.
Der Trailer: