THE STRAIGHT STORY: Der lange Weg zur Versöhnung

Richard Farnsworth in David Lynchs THE STRAIGHT STORY von 1999 © Studio Canal Home Entertainment

Richard Farnsworth in David Lynchs THE STRAIGHT STORY von 1999 © Senator / Studio Canal Home Entertainment

Spät in der Jubiläumsnacht des Mainzer Capitol-Kinos haben wir als Überraschungsfilm David Lynchs THE STRAIGHT STORY gesehen: Die wahre Geschichte von Alvin Straight, großartig gespielt vom damals sehr schwer kranken Richard Farnsworth. Er will unbedingt seinen Bruder (Harry Dean Stanton) noch einmal besuchen und sich mit ihm versöhnen. Er entschließt sich die lange Reise mit seinem Aufsitzrasenmäher zu machen – mit 8 Stundenkilometern. Er verabschiedet sich von seiner Tochter Rose (Sissy Spacek in einer ergreifenden Rolle) und bricht zu einer Reise mit vielen Begegnungen auf. Er trifft Menschen, denen er helfen kann, und Menschen, die ihm helfen. Die Episoden halten die feine Balance zwischen Sentimentalität und Ernst, zeigen das Beste an den Menschen im Mittleren Westen, zeigen Hoffnung, Verzweiflung, Kriegstraumata. Im Podcast direkt nach dem Film sprechen wir über die genaue Charakterzeichnung in kurzen Dialogen, über starke Bilder und Szenen, die in Erinnerung bleiben werden und über einen gemeinsamen Blick in die Sterne. Am Mikrofon spät in der Nacht vor dem Capitol: Kathrin, Johanna und Thomas.


Folge 1233
Johanna, Kathrin und Thomas mit ihrem ersten Eindruck von THE STRAIGHT STORY
Länge: 09:36


WICHTIG: Wir haben THE STRAIGHT STORY im Programmkino Capitol&Palatin in Mainz gesehen. Das Programmkino Capitol&Palatin wird nach einem Gebäudekauf durch ein großes Immobilienunternehmen am 28. Oktober 2023 schließen. Mehr Informationen gibt es hier und hier. Eine Petition zum Erhalt dieses wichtigen Kinos gibt es hier. Bitte unterstützen! Wir haben in Capitol&Palatin sehr viele großartige Filme gesehen, sehr viele SchönerDenken-Episoden zu anspruchsvolleren Filmen sind vor diesem Programmkino aufgezeichnet worden. Dieses Kino ist die Grundlage der Kinokultur in Mainz: Das Programm ist hervorragend kuratiert – besondere Filme aus vielen unterschiedlichen Genres und Nationen, immer wieder auch in Originalsprache, dazu viele Veranstaltungen. Wir appellieren an die Verantwortlichen der Stadt Mainz, dieses Kino zu retten!


Text und Podcast stehen unter der Creative Commons-Lizenz BY-NC-ND 4.0
Quelle: SchönerDenken
Bild: © Senator / Studio Canal Home Entertainment
Musik: Johannes Klan


The Straight Story
USA 1999, 108 Min., Regie: David Lynch


Andere Meinungen

„Der Film zeigt wie die Menschen damit leben und wie sie dabei ihre Würde bewahren können – Themen, die auch in Lynchs Der Elefan­ten­mensch von zentraler Bedeutung waren. Die Würde zu bewahren heißt in diesem Fall, einen langen beschwer­li­chen Weg auf sich zu nehmen, um im Angesicht der Vergäng­lich­keit des Lebens unaus­ge­tra­gene Konflikte zu beenden. Hier ist der Film gewis­ser­maßen ein Anti-Western: die Bewegung und das Ziel richtet sich gegen den Mythos der »last frontier«: Alvin fährt nach Osten in seine Vergan­gen­heit, nicht um zu erobern, sondern um Frieden zu schließen.“
Max Herrmann für artechock

„Doch „The Straight Story“ ist noch sehr viel mehr; ein ultimatives road movie und eine Americana wie „Wild At Heart“, nur eben ganz anders und so ironiebefreit, wie es eben nur geht, ein formal absolut geschlossenes, makelloses Stück Film mit höchst ungewohnten Klängen von Angelo Badalamenti, eine Fanfare auf würdevolles Altern, eine große Liebeserklärung an den famosen Richard Farnsworth, großer Stuntman und zum Lebensherbst hin noch exzellenter Schauspieler; dazu herzenswarm und herzensgut. Bis auf wenige Leitmotive alles andere als traditionell lynchesk und dabei doch ein Meisterwerk.“
funxton


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