Folge 196 – Die üblichen Verdächtigen kommen aus „Bright Star“ von Jane Campion – ein Podcast der leisen Töne, sie sind noch traurig und wie in Verzauberung, berichten von magischen Augenblicken, die sie für den Rest ihres Kinozuschauerlebens behalten werden, sehen eine Kulturgeschichte der Emotionen und wunderbare Gemälde. Dem einen allerdings hat etwas gefehlt und dem anderen war der Film zu schnell. Direkt nach Film am Mikrofon: Prof. Pu, Hendrik, Christopher und Thomas.
Folge 196
Der erste Eindruck von BRIGHT STAR
Länge: 09:10
Fast wünschte ich mir, wir wären Schmetterlinge
und lebten nur drei Sommertage lang.
Drei solcher Tage mit dir könnte ich mit mehr Entzücken füllen
als fünfzig gewöhnliche Jahre jemals fassen könnten.
Romantische Liebe – das ist Rosamunde Pilcher, das ist Weichzeichner und das sind Frauen mit unrealistischen Vorstellungen vom Leben im Allgemeinen und Männern im Besonderen. Aber Liebe in den Zeiten der Romantik – das ist Jane Campion, das ist Leidenschaft, Verliebtsein, Sehnsucht, Poesie, eine brennende Flamme, Licht und Blüten und Schmetterlinge. Und für drei Sommertage ist das alles Wirklichkeit. Campions Kunst ist die Kunst des Verzichts auf naheliegende gefühlsduselige Streicher, auf Kerzenlicht und konstruierte Konflikte. Und wo dieser wunderbare Film ein wenig Zuckerguss hat, dann ist es der Zuckerstaub auf den süßen Lippen der Geliebten.
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Michael Sennhauser erkennt, warum der Film so denkbar weit von Liebeskitsch entfernt ist:
Und Thomas Hunziker erkennt:
Auch der anspruchsvolle Herr Lieb findet fast zärtliche Worte für den Film:
Bright Star, would I were steadfast as thou art –
Not in lone splendour hung aloft the night,
And watching, with eternal lids apart,
Like Nature’s patient sleepless Eremite,
The moving waters at their priestlike task
Of pure ablution round earth’s human shores,
Or gazing on the new soft-fallen mask
Of snow upon the mountains and the moors-
No-yet still steadfast, still unchangeable,
Pillow’d upon my fair love’s ripening breast,
To feel for ever its soft fall and swell,
Awake for ever in a sweet unrest,
Still, still to hear her tender-taken breath,
And so live ever-or else swoon to death.
John Keats (1819)