CIVIL WAR: Der Krieg in uns

Kirsten Dunst als Kriegsfotografin in Alex Garlands CIVIL WAR © 2024 A24

Kirsten Dunst als Kriegsfotografin in Alex Garlands CIVIL WAR © 2024 A24

Folge 1276 – Bürgerkrieg – das ist weit weg in Beirut, in Syrien oder in Libyen. Weit genug, um uns in eine falsche Sicherheit zu wiegen. Alex Garland macht uns mit CIVIL WAR klar, dass auch bei uns „im Westen“ ein Bürgerkrieg ausbrechen kann, dass sich auch bei uns die zerbrechliche Struktur der Zivilisation auflösen kann. Garland zeigt, wohin die irrationale Polarisierung, der Hass und die Hetze uns führen kann: Ins Chaos, in tausendfache Kriegsverbrechen. Und er holt den Bürgerkrieg so nah an uns heran, dass es wirklich Angst macht. Dabei klammert er die politischen Gründe für den Bürgerkrieg komplett aus, lässt uns ratlos zurück, wer eigentlich warum gegen wen kämpft. Das wird jeden politisch-interessierten Zuschauer frustrieren (was man in unserem Podcast hören kann), ist aber eine sehr gute Entscheidung.

Denn es geht Garland ganz bewusst nicht darum, eine Seite zu wählen. In einem kommenden Bürgerkrieg in den USA, in einem Land, in dem so viele Menschen Waffen haben, wird es kaum noch eine Rolle spielen, wer warum gegen wen kämpft. Es wird darum gehen, den zu töten, der einen selbst töten will. Und das bedeutet Lynchmobs, das Ausleben von Rachefantasien, das bedeutet tödlichen Rassismus und unendlich viele unschuldige Opfer. Direkt vor unserer eigenen Haustür. Garland erzählt aber auch von der Macht der Bilder, von ikonographischen Pressefotos, von der Angstlust des Kriegsjournalismus in starken Bildern und einer vielleicht schon fast provokativen Musikauswahl. Er zeigt die jugendliche Euphorie (Cailee Spaeny) und das Zerbrechen an zu vielen grauenhaften Bildern (großartig: Kirsten Dunst). Garlands Antikriegsroadmovie ist eine Lektion. Und ein sehr guter Film. Im Podcast direkt nach dem Kino am Mikrofon – mit unterschiedlichen Meinungen: Heidi, Katharina und Thomas.

Unsere ersten Eindrücke von anderen Filmen von Alex Garland:


Wer sich für Journalismus im Film interessiert, muss unbedingt
journalistenfilme.de von Patrick Torma besuchen.


Folge 1276
Die Üblichen Verdächtigen mit ihrem ersten Eindruck
von Alex Garlands CIVIL WAR
Länge: 07:22


Text und Podcast stehen unter der Creative Commons-Lizenz BY-NC-ND 4.0
Quelle: SchönerDenken
Musik: Johannes Klan
Bild: © 2024 A24


Civil War
USA 2024, 109 Min., Buch und Regie: Alex Garland


Andere Meinung

„Im Kern handelt das Werk des britischen Filmemachers von gesellschaftlicher Spaltung. Und damit betrifft «Civil War» nicht nur die USA. Simples Freund-Feind-Denken gibt es heute auch in vielen europäischen und asiatischen Ländern. Mit erschreckendem, teils überwältigendem Realismus macht Garland deutlich, was passieren könnte, wenn wir uns als Gesellschaft immer weiter voneinander entfernen. (…) Nachdem der britische Autorenfilmer mit «Men» ein modernes Horror-Meisterwerk erschaffen hat, liefert er als Nachfolger einen der besten Antikriegsfilme der letzten Jahre. Garland bleibt ein Ausnahmetalent. «Civil War» hat das Potenzial, einst ein Klassiker zu werden. Und hoffentlich keine Prophezeiung.“
Michael Bolzli für filmkult.ch


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