L’IMMENSITA: Erinnerungen an eine Mutter

Penelope Cruz in L'IMMENSITA © 2022 prokino

Penelope Cruz in L’IMMENSITA © 2022 Warner Bros./Pathe/prokino

Es gibt vieles, was man an diesem Film lieben kann: Zum Beispiel gleich die erste Szene, in der die Mutter mit ihren drei Kindern wie in einem Musical singend und tanzend den Tisch deckt. Oder wenn Penelope Cruz in einem Musical-Traum der ältesten Tochter das Liebeslied aus Doktor Schiwago singt oder wenn sie in einem anderen Traum zu Adriano Celentanos legendärem „Prisencolinensinainciusol“ tanzt wie einst Raffaela Carra. Oder wie perfekt Regisseur Emanuele Crialese das Rom der 1970er Jahre mit Requisiten, Autos und Locations heraufbeschwört. Licht, Farben, Stimmungen sind beeindruckend inszeniert.

Die Schwäche des Films liegt im Drehbuch, das das Drama andeutet, es aber nie zuspitzt. L’IMMENSITA geht nicht dahin, wo es weh tut: Der herrschsüchtige und untreue Ehemann wird nur angedeutet, die Krankheit der Mutter wird nur angedeutet, selbst die Entwicklung der Tochter, die sich langsam darüber klar wird, dass sie nicht als Mädchen leben will, wird nicht auserzählt. Es fehlt am Ende an Glaubwürdigkeit. Im Podcast direkt nach dem Kino sprechen Bettina, Johanna und Thomas über Dialoge und bedeutungsschwangere Pausen und fragen sich, ob der Film darunter leidet, dass Crialese seine eigenen Erinnerungen verfilmt hat.


Folge 1234
Johanna, Bettina und Thomas mit ihrem allerersten Eindruck von L’IMMENSITA direkt nach dem Kino
Länge: 14:56


WICHTIG: Wir haben L’IMMENSITA im Programmkino Capitol&Palatin in Mainz gesehen. Das Programmkino Capitol&Palatin wird nach einem Gebäudekauf durch ein großes Immobilienunternehmen am 28. Oktober 2023 schließen. Mehr Informationen gibt es hier und hier. Eine Petition zum Erhalt dieses wichtigen Kinos gibt es hier. Bitte unterstützen! Wir haben in Capitol&Palatin sehr viele großartige Filme gesehen, sehr viele SchönerDenken-Episoden zu anspruchsvolleren Filmen sind vor diesem Programmkino aufgezeichnet worden. Dieses Kino ist die Grundlage der Kinokultur in Mainz: Das Programm ist hervorragend kuratiert – besondere Filme aus vielen unterschiedlichen Genres und Nationen, immer wieder auch in Originalsprache, dazu viele Veranstaltungen. Wir appellieren an die Verantwortlichen der Stadt Mainz, dieses Kino zu retten!


Text und Podcast stehen unter der Creative Commons-Lizenz BY-NC-ND 4.0
Quelle: SchönerDenken
Bild: © 2022 Warner Bros./Pathe/prokino
Musik: Johannes Klan


L’Immensita (L’immensità – Meine fantastische Mutter)
ITA 2022, 97 Min., Regie: Emanuele Crialese


Trailer