RETURN TO SEOUL: Das Leben vom Blatt spielen

Ji-Min Park als Freddy in Davy Chous RETURN SO SEOUL @ 2022 Rapid Eye Movies

Ji-Min Park als Freddy in Davy Chous RETURN SO SEOUL © 2022 Rapid Eye Movies

Wessen Heimat und Identität nie in Frage stand, kann nicht ermessen, wie sehr die Suche nach und der Kampf um Heimat und Identität das ganze Leben prägt. Freddy, die junge Protagonistin in RETURN TO SEOUL ist in Südkorea geboren, von einem französischen Paar adoptiert worden. Als junge Frau besucht sie mehr oder weniger zufällig Seoul. Sie ist impulsiv und rebellisch, lässt sich von keinen Konventionen einengen und macht so sichtbar, wie viele Regeln wir in unserem Leben internalisieren. Mit koreanischem Aussehen und französischer Kultur ist sie wieder fremd und geht spontan, vielleicht sogar unüberlegt, auf die Suche nach ihren Eltern.

Der Film führt uns durch mehrere Jahre (denn Freddy kehrt so schnell nicht nach Frankreich zurück) und zeigt in vier Episoden immer wieder neue Identitäten von Freddy – in all den Veränderungen bleibt die verweifelte Suche nach ihrer Identität bestimmend für ihr Leben. Im Podcast direkt nach dem Film reden wir über ihre Einsamkeit und Bindungsangst, über die Darstellung der südkoreanischen Familie, über koreanische Traumata und darüber, dass das Leben keine Generalprobe ist – das ganze Leben ist, als würde man ein unbekanntes Musikstück immer direkt vom Blatt spielen müssen. Im Podcast direkt nach dem Film am Mikrofon: Johanna, Bettina, Katharina, Hendrik und Thomas.

RETURN TO SEOUL wird von MUBI im Streaming angeboten. Wir hoffen auf eine Bluray von Rapid Eye Movies.
Alle Beiträge von SchönerDenken über koreanische Filme.
Wer sich besonders für das koreanische Kino interessiert, sollte sich den Podcast Kino Korea von Stephan Fasold anhören.


Folge 1264
Die Üblichen Verdächtigen mit ihrem ersten Eindruck von RETURN TO SEOUL
Länge: 27:05


Text und Podcast stehen unter der Creative Commons-Lizenz BY-NC-ND 4.0
Quelle: SchönerDenken
Bild: © 2022 Rapid Eye Movies
Musik: Johannes Klan


Return to Seoul
FRK/D 2020/2021, 119 Min., Regie: Davy Chou


Andere Meinung

„Was den Film so interessant macht, sind die Lücken, die er lässt, was alles nicht erzählt bzw direkt ausgesprochen wird. Er ist außergewöhnlich themenzentriert, es geht ausschließlich um Freddie, und wie sie mit der Adoptionsgeschichte umgeht. Alles, was jenseits davon liegt, ihr Leben in Frankreich, ihre Eltern, ihre Ausbildung verbleibt als vage Umrisse im Nebel. Es gibt ein Telefonat mit der Mutter, in dem so viel unausgesprochen bleibt, und doch so viel gesagt wird. Am Ende bleibt ein verletztes Umfeld zurück.“
Markus Mäuer in „Translate or Die“


Trailer