MY BROTHER, THE ANDROID AND ME (Nippon Connection 2022) feat. Lucas, Malte und Andras


MY BROTHER, THE ANDROID AND ME kombiniert viele Versatzstücke des Gothic-Horror-Genres: Das Frankensteinmotiv, neues Leben zu erschaffen, das Doppelgängermotiv der phantastischen Literatur, das Spukhaus, das Labor, der verrückte Wissenschaftler …

Kaoru ist hochbegabt und soll an der Universität nicht nur lehren sondern auch Roboter für den Straßenbau entwickeln. Stattdessen arbeitet er daran, eine Androidenkopie von ihm selbst zu erstellen – vielleicht in der Hoffnung, sich dann selbst aus dem Leben zurückziehen zu können. Immer wieder versagt ihm dabei das rechte Bein seinen Dienst, als wäre es eine defekte Prothese. In Wirklichkeit leidet Kaoru an einer Wahrnehmungsstörung: Er ist überzeugt, dass sein Bein ein Fremdkörper ist und will es loswerden. Aus der einst florierenden Privatklinik seines Vaters wird bei Kaoru ein Horrorhaus mit Labor.

Junji Sakamoto setzt diese Geschichte mit sicherem Stilgefühl um: Es regnet unablässig, der großgewachsene Kaoru in dunklem Regenmantel mit Kapuze wirkt selbst wie Frankensteins Monster, selbst das Radfahren wirkt gruselig. Im Podcast direkt nach dem Film weht nach Mitternacht ein scharfer Wind (den man auf der Aufnahme etwas hören kann). Lucas (Longtake), Malte (Sneaky Monday) Andras und Thomas sprechen über die dichte Atmosphäre, über Musik und das Verlorensein des Protagonisten und des Zuschauers.


Folge 1143
Der erste Eindruck von MY BROTHER, THE ANDROID AND ME


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Text und Podcast stehen unter der Creative Commons-Lizenz BY-NC-ND 4.0
Quelle: SchönerDenken


My Brother, The Android And Me
Japan 2020, 94 Min., Buch und Regie: Junji Sakamoto


Und das sagt Nippon Connection über MY BROTHER, THE ANDROID AND ME:

Ingenieur Kaoru kommt nicht mit seiner Umwelt zurecht und richtet sich als Zufluchtsort ein privates Labor in einem verlassenen Krankenhaus ein. Sein Ziel: Einen Androiden zu erschaffen, der als sein zweites Ich den Alltag besser meistern kann als er. Doch das Experiment nimmt eine unerwartete Wendung. Junji SAKAMOTO haucht in seinem visuell und stilistisch beeindruckenden Film den Prometheus- und Frankenstein-Mythen neues Leben ein. Dabei verbindet er kühlen Modernismus mit Science-Fiction und Gothic-Elementen zu einem philosophisch komplexen Drama.

Über den Regisseur

Junji SAKAMOTO, 1958 in Sakai (Präfektur Osaka) geboren, begann seine Filmkarriere bereits während seines Studiums als Regieassistent, u.a. von Gakuryu ISHII. Sein Debütfilm KNOCKOUT (1989) wurde mit mehreren Nachwuchspreisen ausgezeichnet. 2000 war sein Krimi-Drama FACE ebenfalls ein mehrfach prämierter Kinoerfolg. Auf dem Nippon Connection Filmfestival liefen bisher seine Manga-Adaption MY HOUSE (2003 / NC ’04), die Komödie THE PROJECTS (2016 / NC ’17) sowie das Drama ANOTHER WORLD (2018 / NC ’19).