Folge 1309 – Rom 1946. Männer haben die Welt in 30 Jahren zweimal niedergebrannt. Aber immer noch schlagen sie ihre Frauen, schreiben ihnen vor, wen sie heiraten sollen, verbieten ihnen den Mund, lassen sie nicht an die Wahlurne, zahlen weniger Lohn. Regisseurin Paola Cortellesi seziert in der ersten halben Stunde den toxischen Chauvinismus der Männer – das schmerzt, weil klar ist, wieviel von diesem Chauvinismus heute immer noch real und allgegenwärtig ist, wie alltäglich auch heute schlechtere Löhne und Femizide sind. Und das war Cortellesis Absicht: Sie wollte einen aktuell relevanten Film im Mantel der Vergangenheit machen. Cortellesi gelingt in ihrem Debütfilm das Meisterstück, die Geschichte einer misshandelten Frau mit Tiefe und Ernst, aber auch mit Humor und enormen inszenatorischen Einfallsreichtum zu erzählen. Delia ist mehr als ein Opfer, sie geht einen schwierigen, schmerzhaften, langsamen Weg der Selbstermächtigung, bis sie sich erkämpft, die Wahl zu haben. Ein herausragender Film, klug, schön, witzig, ernst, innovativ. Am Mikrofon direkt nach dem Film: Johanna, Katharina und Thomas.
Folge 1309
Johanna, Katharina und Thomas mit ihrem ersten Eindruck von MORGEN IST AUCH NOCH EIN TAG
Länge: 09:59
Text und Podcast stehen unter der Creative Commons-Lizenz BY-NC-ND 4.0
Quelle: SchönerDenken
Bild: © 2023 Tobis
Musik: Johannes Klan
Morgen ist auch noch ein Tag (C’è ancora domani)
Italien 2023, 118 Min., Buch und Regie: Paola Cortellesi
Trailer