THE SHAPE OF WATER: Ein Märchen für unruhige Zeiten

Sally Hawkins und Doug Jones in Guillermo del Toros SHAPE OF WATER © 2018 Twentieth Century Fox


Folge 961
Die Üblichen Verdächtigen direkt nach dem Kino über THE SHAPE OF WATER
Länge: 12:48


Eine Stumme, ein Schwuler, eine Schwarze und ein Sowjetspion – diese Koalition der besonderen Außenseiter verbünden sich, um den weißen herrschenden Chauvinisten einen Strich durch die Rechnung zu machen: Als das Leben des Nichtmenschen auf dem Spiel steht, geht es nicht nur um Liebe sondern auch um Moral.

Sehr romantischer und immer wieder auch politischer Stoff, den Guillermo del Toro sich für THE SHAPE OF WATER ausgesucht hat. Jede Menge Schauwerte, fast schon Style over Substance – von Beleuchtung, Kameraeinstellungen, über die Requisiten bis zur Wohnung über dem Kino Orpheum, viele Filmzitate, viele Märchenzitate.

Die Üblichen Verdächtigen müssen erstmal von Kuschelstimmung auf Podcaststimmung umschalten und erklären, warum THE SHAPE OF WATER besser ist als DIE WUNDERBARE WELT DER AMELIE und diskutieren ob es sich um ein Märchen handelt oder nicht. Am eiskalten Mikrofon direkt nach dem Film: Katharina, Uwe, Hendrik, Harald, Thomas und Tom.

„Wasser nimmt immer die Form an, in der es sich befindet. So sanft es auch sein kann, ist es zugleich die stärkste und verformbarste Kraft des Universums. Gilt das nicht ebenso für die Liebe? Auch die Liebe kann jede Form annehmen, egal ob für einen Mann, eine Frau oder eine Kreatur. Ich mag Filme, die befreiend sind und sagen: Es ist gut so, der zu sein, der du bist“,

sagt Guillermo del Toro über THE SHAPE OF WATER, den er selbst als ein „Märchen für unruhige Zeiten“ bezeichnet.


Text und Podcast stehen unter der Creative Commons-Lizenz BY-NC-ND 4.0
Quelle: SchönerDenken (Direkter Download der Episode über rechte Maustaste) 

The Shape of Water
USA 2017, 123 Min., Regie: Guillermo del Toro


Andere Menschen, andere Meinungen

„Es war Hannah Arendt, die einmal sagte, dass diejenigen, welche wirklich Macht haben, keine Gewalt brauchen. Guillermo del Toro widmet dieser weisen Aussage in The Shape of Water ein wunderschönes, wenn auch melancholisches Märchen. Auch wenn sie die Hauptfigur ist, ist dieses Märchen nicht nur die Geschichte Elisas, sondern vielmehr eine fantasievolle Erzählung, in der es um Macht geht. Auf der einen Seite ist dies die Macht der Arrivierten, die von Strickland, einem Mann, gut gebildet, weiß, mit Privilegien, Frau, zwei Kindern und Auto repräsentiert werden. Und auf der anderen Seite die (Ohn)Macht jener, die als Minoritäten, als Verlierer und Außenseiter im gesellschaftlichen Machtkampf gesehen werden: Frauen, Behinderte, Nicht-Weiße, Nicht-Heterosexuelle. Elisa, Zelda und Giles, eine behinderte Frau, eine Afroamerikanerin und ein schwuler Mann, alle ohne Geld, ohne Stand oder Klasse sind es, die letztendlich gegen Strickland aufbegehren – und dies aus einem einzigen Grund: Anständigkeit. Als das gequälte Wesen von ihm getötet werden soll, versuchen sie es zu retten und aus dem Labor zu schmuggeln.“
Betarice Behn für kinozeit

„Im Grunde erzählt die Produktion von einem Kampf zwischen zwei Schichten. Die eine, die sich selbst für die Normalität hält, und die andere, die versucht in diesem System sich nicht ihrer Individualität berauben zu lassen. Del Toro und Taylor haben mit Shape of Water – Das Flüstern des Wassers nicht nur eine phantastische, märchenhafte Romanze erschaffen, sondern durchaus auch einen Kommentar zur aktuellen Zeit unter der Trump-Regierung. Aber keine Sorge, del Toros zehnter Spielfilm lässt sich auch ganz einfach ohne Metaphorik und Deutungs-Leserei genießen. Alleine Visuell erweist sich Shape of Water – Das Flüstern des Wassers als enorm kraftvolles Werk. Kaum zu glauben, dass der Film nur 50 Millionen US-Dollar gekostet haben soll.“
Sebastian Groß für moviebreak

„Wer keine abgetrennten Finger, Folter und vor allem eine Katzen-fressende-Kreatur ertragen kann, dem könnte das mit dem magisch abgehen. Ebenso ist Elisa keine Disney Prinzessin. Cinderella musste zwar auch im Kittel putzen, aber frühmorgendliche Masturbationsszenen im Bad gab es bei ihr nicht. Wer aber Guillermo del Toros Filme wie Pans Labyrinth liebt und ein Faible für altmodische Horrorfilme wie Der Schrecken vom Amazonas (Creature from the Black Lagoon, 1954) hat, der kann sich schon einmal freuen.“
Laetitia für blugadget

Bei dieser Gelegenheit sollte man sich vielleicht auch mit dem Film „Der Schrecken vom Amazonas“ beschäftigen. Der Allesglotzer hat das für uns getan.

Wer zwei Stunden Zeit hat, dem sei die THE SHAPE OF WATER-Episode von Second Unit empfohlen.



Schreibe einen Kommentar